Fisch vom toten Diktator

Die Trauer um Nordkoreas verstorbenen Diktator nimmt immer groteskere Züge an. In dem von Hungersnöten heimgesuchten Land sind Bürger jetzt mit Fischen beschenkt worden. Angeblich ordnete Kim Jong Il die Essensausgabe unmittelbar vor seinem Tod an.

Hamburg/Pjöngjang – Gutes Essen ist für viele Nordkoreaner Luxus; Hunger und Mangelernährung gehören zu den größten Problemen des Landes. Deshalb verwundert es nicht, dass sich Bürger in der Hauptstadt Pjöngjang freuten, als sie nun Fisch geschenkt bekamen. Verwunderlich aber ist der angebliche Spender: Die Lieferungen soll der offiziell am 17. Dezember verstorbene Diktator Kim Jong Il angeordnet haben.

Laut nordkoreanischen Staatsmedien war Kim besorgt über die Versorgung mit Fisch in Pjöngjang. Er habe sich mit dem Problem noch am Tag vor seinem Tod beschäftigt.Offizielle Medien berichteten am Samstag ausführlich über die angeblich Kim zu verdankenden Fischlieferungen. Die Zeitung “Rodong Sinmun” zeigte das Foto einer Frau, die ihren Mund in einer Mischung aus Trauer und Dankbarkeit bedeckt, während vor ihr Ladungen von Hering und Barsch in ein belebtes Lebensmittelgeschäft geliefert werden.

“Kim Jong Il ist immer bei uns”
Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete von einer Frau, die mit “einer Tüte voller Fische in der Hand” Treueschwüre auf den verstorbenen Diktator und seinen Sohn geleistet habe, der als Nachfolger designiert wurde: “Kim Jong Il ist immer bei uns, und wir haben Kamerad Kim Jong Un als ihm identisch akzeptiert”, soll die 42-Jährige gesagt haben.

Laut KCNA war Nachfolger Kim Jong Un entscheidend an der Geschenkaktion beteiligt. Der neue Führer habe “alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, um rechtzeitig frischen Fisch in die Hauptstadt transportieren zu lassen und die Bürger selbst in der Trauerzeit damit zu versorgen”. Die Trauerzeit dauert offiziell noch bis zu Kims Beerdigung am 28. Dezember.

Erstmals bezeichnete die Staatspresse den als politisch und militärisch unerfahren geltenden Kim Jong Un als Oberkommandierenden. Er werde fortan an der Spitze des Militärs stehen, meldete KCNA. Bislang war der nicht einmal 30-jährige Diktatorensohn in den Staatsmedien als “großer Nachfolger” bezeichnet worden. Das Land werde ihn mit Schwüren stützen, die in Blut und Tränen vor seinem Vater Kim Jong Il gemacht worden seien, schrieb “Rodong Sinmun”.

dab/AP/dapd

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,805694,00.html

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.